Tanz kann so viele Formen annehmen – viele Ballett Tänzer:innen sind eng mit Pilates, und ebenso Yoga verbunden. Wir lieben Geschichten von Menschen, für die Bewegung und Tanz eine ganz eigene Lebensgeschichte bedeutet. Heute begrüßen wir deshalb Birgit S. als Gast unseres tanzmuster Blogs – und möchten mehr über ihre körperliche und seelische Verbindung zum Yoga erfahren.
tanzmuster: Liebe Birgit! Wie schön, dass du da bist! Wie kam es dazu, dass du heute erfolgreiche Yogalehrerin mit eigenem Studio bist?
„Die Arbeit mit dem Körper war für mich immer großes Thema.“
Birgit: Hi. Ja, es war tatsächlich eine lange Reise bis hier hin. Ich wollte damals schon Sport studieren, habe dann eine Ausbildung zur Gymnastiklehrerin gemacht. Die Arbeit mit dem Körper war für mich immer großes Thema. Dabei habe ich unfassbar viel ausprobiert; unter anderem auch Pilates, aber richtig hängen geblieben bin ich zuvor irgendwie bei keiner Sportart so richtig.
tanzmuster: Wie ging es dann weiter?
Birgit: Irgendwann landete ich beim Yoga und merkte, dass das mein Ding ist. Daraufhin hab ich eine ayurvedische Massage Ausbildung begonnen und unfassbar viel über den Körper und sein komplexes, miteinander verbundenes Nervensystem gelernt. Die Inhalte der Yoga Lehre und diese neue Erfahrung, mit dem Körper zu arbeiten hat mich sehr beeindruckt.
„Oft empfinden wir das allein sein als etwas unangenehmes, aber es kann wirklich sehr heilsam und aufschlussreich sein.“
tanzmuster: Und du bist mittlerweile selbst eine Lehrerin…
Birgit: Ja, ich habe dann selbst eine Yoga Lehrer Ausbildung gemacht, teils in Deutschland und teils auch in Indien. Dabei habe ich auch Vipassana kennengelernt und bin mittlerweile sehr vertraut damit. Dabei wird nicht gesprochen und man ist während dieser Zeit mit sich allein. Das war für mich eine neue, sehr wertvolle Erfahrung. Oft empfinden wir das allein sein als etwas unangenehmes, aber es kann wirklich sehr heilsam und aufschlussreich sein. Ich glaube, das hat mir final auch den Mut und die Ruhe gegeben, mein eigenes Studio zu eröffnen.
tanzmuster: Wie fühlt es sich an, ein eigenes Studio zu haben?
„Leute wollen oft 200%.“
Birgit: Ich habe viel gelernt. Leute wollen oft 200%. Ich musste lernen, mich auch mal zu schützen. Mal abzusagen. Das hätte ich vorher nicht gemacht. Nach einem ganzen Tag im Studio, manchmal sogar nach einer Stunde, ist man manchmal einfach ausgelaugt. Durch die Körperarbeit ist mir das zugleich auch bewusster geworden. Mein Körper meldet mir mittlerweile viel deutlicher Signale. Der Kopf wird rot, der Herzschlag geht hoch, das Signal lautet: „Achtung.“
Die tägliche berufliche Arbeit auf der Matte hilft mir physisch sehr; ich bin ich ruhig, wach, empfangsbereit. Ich komme mir selbst durch meine Arbeit immer näher.
„Für den Moment ist die Matte mein ganzes Universum.“
tanzmuster: Was passiert, wenn du auf die Yoga Matte gehst? Was bedeutet dieser Ort für dich?
Birgit: Für den Moment ist die Matte mein ganzes Universum. Wenn ich nachher wieder von der Matte weg gehe, sind bei mir alle Zellen geöffnet. Ich habe Fragen verinnerlicht, die mich durch den Tag begleiten: Wie gehe ich mit der Umwelt um? Was ist der Verstand? Was sind die permanenten Reaktion und Urteile über die Aussenwelt und wie gehe ich mit Reizen um?
„Wenn mich etwas ärgert, dann frage ich mich erstmal: Warum macht mich das sauer?“
Die Matte hilft mir, gelassener und ruhiger zu werden. Ich misch mich garnicht so ein, nehme die Wertung bezüglich der Dinge und Situationen um mich herum raus und kann besser loslassen. Wenn mich etwas ärgert, dann frage ich mich erstmal: „Warum macht mich das sauer?“ Ich versuche zu beobachten, was mich triggert und warum. Yoga hilft dabei sehr.
Der Verstand kreiert permanent neue Konstrukte und teilweise auch Konflikte, die nicht sein müssen. Achtsamkeit und Gelassenheit kann sehr viel Frieden in die Dinge bringen, weil man die Verantwortung übernimmt, genau hinzusehen und sich dabei auch selbst zu reflektieren.
„Yoga ist mehr, als nur auf der Matte stehen. Es ist das tägliche Leben.“
Auf der Matte bin ich allein mit mir. Ich bin im Alltag überall; mit den Augen, den Ohren, immer 100 %. Beim Training kann ich in Trennung gehen, mich beobachten, einlassen. Meine Seele bekommt Fokus. Yoga ist mehr, als nur auf der Matte stehen. Es ist das tägliche Leben.
„1 Gramm Praxis ist mehr wert, als 1000 Bücher…“
tanzmuster: Bist du immer „im Flow“? Was tust du, wenn du es mal nicht fühlst?
Birgit: Yoga stabilisiert, deshalb ist es auch super Yoga zu machen, wenn man es gerade mal nicht so fühlt. Das gehört dazu. Wenn du allein auf der Matte bist, eröffnet sich dir deine ganz eigene Welt. Swami Sivananda sagt: 1 Gramm Praxis ist mehr wert, als 1000 Bücher… Einfach tun.
tanzmuster: Wie fängt man mit Yoga an? Was gibt’s zu beachten?
Birgit: Einfach mal einen Kurs raussuchen und ausprobieren. Hatha Yoga bedeutet das verknüpfen von Körper mit Seele und Geist…man verbindet alles miteinander. Das bedeutet also erstmal das praktische auf der Matte sein. Dann gibt es verschiedene Stile: Iyenga, Vinyasa, Bikram, Power Yoga, Flow Yoga… das ist alles Hatha Yoga, mit unterschiedlichen Schwerpunkten.
Jeder Mensch ist anders und muss für sich heraus finden, was sich gut anfühlt!